Berühmte Gräber

Alter Teil

Die Gesamtanlage des Alten Teils steht unter Schutz.


Der Alte Teil des heutigen Zentralfriedhofs besteht aus der ursprünglichen und in ihrem Bestand erhaltenen Anlage von 1887. Sie umfasst 32 Friedhofsfelder im rechteckigem Format, umgeben von einer 1.200 Meter langen Mauer mit gotisierenden Torpfeilern.

Das funktionale Raster aus zwei sich kreuzenden Hauptwegen viertelt die gut zehn Hektar große Anlage. Die somit entstandenen vier Areale werden jeweils durch drei Querverbindungen im Westen und Süden bzw. vier Querverbindungen im Norden und Osten sowie einen Längsweg erschlossen. Dieses Wegenetz wurde erst nach 1900 befestigt.

Diese Gesamtanlage mit ihrem gerasterten Wegenetz, den Umfassungsmauern mit ihren drei Portalen sowie 41 ihrer Grabmale steht unter Denkmalschutz.

1. Das Grabmal Feldhaus

Das Grabmal Feldhaus, Alter Teil, St. Lamberti III

 

Das Grabmal ist um 1910 entstanden. Es zeichnet sich durch seinen Formen- und Materialreichtum aus.

Auf einem Sockel aus Kunststein lagert ein hochrechteckiger Nischenaufsatz aus ursprünglich farbig gefasstem Sandstein. Die Nische wird von einer beschrifteten Grabplatte ausgefüllt. In die hochrechteckige Nische greift oben ein Medaillon mit Fotokeramik hinein, das ein Porträt der verstorbenen Lisbeth Feldhaus (26.2.1809) zeigt. In dieser Hinsicht bildet das Grabmal eine seltene Ausnahme für die mehr im süddeutschen Raum verbreiteten Foto- keramiken auf Grabmälern.

Der Aufsatz wird durch ein Gebälk mit ansetzendem glockenförmigen Dach aus Kunststein abgeschlossen. Darauf steht eine Plastik. Dargestellt ist eine antik gekleidete trauernde Frau, die sich an ein auf Felsgebirge stehendes Holzkreuz lehnt. Mit dem rechten Arm umfasst sie den Querbalken des Holzkreuzes von hinten, während sie in der linken Hand eine Rose hält. Ergänzt wird die Szene durch einen Rosenkranz, der einerseits Vergänglichkeit symbolisiert, andererseits mit der Marienverehrung verbunden ist.

Als weiteres Attribut christlicher Totenverehrung ist auf der Granitplatte ein von Efeu umranktes Ankerkreuz abgebildet. Der Anker dient als Symbol des Glaubens und der Hoffnung auf Erlösung in der Auferstehung. Durch eine Querstange ergänzt wird das Ankerkreuz zum Sinnbild des gekreuzigten Christus. Das Efeu steht für die Vergänglichkeit des Lebens. Auf der Rückseite des Figurensockels ist die Bezeichnung D 53 zu lesen, die auf Serienfertigung der Plastik schließen lässt.

2. Die Grabanlage der Kleriker

Das Grabanlage der Kleriker, Alter Teil, St. Lamberti III

 

Diese Grabanlage für die Kleriker der katholischen Kirchengemeinde St. Lamberti setzt sich aus sechs einzelnen Inschriften-Pultsteinen und einem zentralen Monument, das Christus als guten Hirten zeigt, zusammen. Das Postament der Figur mit dem fast schematischen Kelch-Relief ist, wie die Inschriften- Pultsteine auch, von schlichter, geometrischer Form.

Die monumentale Gestalt des Lamm tragenden und von Schafen flankierten Christus' wirkt statisch und ist durch extreme Symmetrie gekennzeichnet: Die Mittelachse der Christusfigur zum Beispiel wird von einer Gewandfalte über Bart und Nase bis zum exakt gezogenen Scheitel verlängert. Unterstrichen durch die starre Mimik des jugendlichen Gesichts, hat die Szene den Charakter von Strenge und Distanz. Diese Eigenschaften erlauben es, die Grabanlage in den realistischen Stil der zwanziger Jahre einzuordnen.

Inhaltlich weist die Figurenplastik auf das geistliche Amt der Beerdigten hin: Einerseits spielt das eucharistische Symbol des Hostienkelches darauf an, ebenso die ikonografische Bedeutung des Hirten (lateinisch: pastor).

Zur ursprünglichen Grabanlage gehören nur die zentrale Christusfigur sowie, zu beiden Seiten, die erwähnten, jeweils zu dritt nebeneinander aufgereihten Pultsteine mit den eingemeißelten Daten der Verstorbenen. Vor den ursprünglichen Pultsteinen befinden sich heute neun jüngere Grabsteine mit Bronzetafeln. Alle Bauelemente bestehen aus Kunststein. Das älteste Grab stammt aus dem Jahr 1889, die jüngste Ruhestätte ist in das Jahr 1987 zu datieren.

Eine Grabanlage mit der monumentaler Plastik des Guten Hirten im Stil der zwanziger Jahre ist auf dem Zentralfriedhof nur einmal vertreten. Die Grabanlage besitzt aus kunsthistorischer Sicht und wegen ihrer Seltenheit Denkmalwert. Auf der Figurenbasis rechts befindet sich die Signatur Fr. Rüther.

 

Foto: Michael Bönte, Kiche+Leben

3. Das Grabmal Böhnert

Das Grabmal Böhnert, Alter Teil, St. Lamberti I

 

Das um 1918 entstandene Grabmal Böhnert hat die Gestalt einer Ädikula, womit es sich formal dem klassizistischen Stil zurechnen lässt.

Der Baukörper ist schlicht, nur im Giebelfeld ist er mit einem Rosenrelief geschmückt. Innerhalb des Gehäuses ist ein flaches Relief-Medaillon mit einem Frauenbildnis im Profil eingelassen, das, durch zeitgenössische Kleidung und Frisur bedingt, die klassizistische Linie durchbricht. Die dekorative Verwendung des Medaillons zum Andenken an Verstorbene stimmt jedoch formal mit der klassizistischen Prägung des Grabmals überein. Der Baukörper der Ädikula besteht aus Kunststein, das Relief-Medaillon aus Naturstein.

Unterhalb des Reliefs schließt eine Tafel mit religiösem Sinnspruch das Nischenfeld ab. Das Dekor lockert die strenge Form der Ädikula auf und verleiht dem Grabmal einen romantisierenden Charakter.

Dieses Einzelgrab zeigt, dass die klassische Formensprache im 20. Jahrhundert, lediglich durch zeitgenössische Zutaten verändert, kontinuierlich Verwendung findet.

Es erlangt aus kulturhistorischen Gründen und wegen der Seltenheit auf dem Zentralfriedhof Denkmalwert.

4. Das Grabmal Goebels/Dieckmann

Das Grabmal Goebels/Dieckmann, Alter Teil, St. Lamberti an der Mauer

 

Das Grabmal lässt sich in die Zeit um 1910 datieren. Es hat die Gestalt einer Ädikula mit angrenzenden konkav geschwungenen Mauerflügeln.

Stilistisch repräsentiert das Grabmal einen zurückgenommenen Historismus - in seiner Grundarchitektur greift dieser historische Stile auf, überlädt sie jedoch nicht mit historischem Dekor. So stellt das zentrale Motiv der Ädikula einen Rückgriff auf antike Formen dar, während die raumgreifend geschwungenen Mauern auf barocke Architektur verweisen. Die Ädikula dient als Gehäuse für eine von einem Postamentblock getragene Bronzeplastik, die das Motiv der Frauen am leeren Grab abbildet. Der Darstellungsmodus der Plastik geht auf Vorbilder der Renaissance zurück. Erläutert wird das die Hoffnung auf Auferstehung symbolisierende Motiv durch ein biblisches Zitat im Gebälk.

Christliche Symbolik taucht ebenso in den Schmuck- bändern aus Metall in den Seitenflügeln auf. Während links die Arma Christi als Ornament verwendet werden, sind rechts Blumenmotive mit Palmwedeln abgebildet. Vervollständigt wird dieses Dekor durch metallene Kreuzreliefs auf den Stirnseiten der Mauerflügel. Die Materialien Granit und Bronze sowie die Ausmaße des Grabmals repräsentieren die soziale Stellung der Familien.

Auf der Stirnseite des rechten seitlichen Einfassungs- balkens ist die Signatur des Bildhauers A. Rüller zu lesen. Anton Rüller schuf in der Zeit von 1896 bis 1930 bemerkenswerte Werke in Münster und ist oftmals mit der künstlerischen Gestaltung von Grabmälern beauftragt worden.

5. Das Grabmal Meimberg

Das Grabmal Meimberg, Alter Teil, St. Lamberti an der Mauer

 

Das Grabmal Meimberg lässt sich in die Zeit um 1904 datieren. Es zeigt den für diese Zeit beliebten Typus einer aufgesockelten Stele in neubarocken Formen, die sich in der Verjüngung des Baukörpers, den Volutenschwüngen im Gebälk, dem Dekor sowie in der Gestalt des Kreuzes wieder finden. Das Kunststein-Objekt zeigt besonders an geschützten Partien noch den ursprünglichen weißen Farbauftrag.

Der leicht konisch zulaufende Nischenaufsatz ruht auf einem zweistufigen kubischen Sockel. Bekrönt wird der schlanke, rundbogige Aufsatz mit rundbogig geführtem, mehrfach profiliertem Gebälk, das auf zwei schematisch angedeuteten Konsolen lagert. Das Kranzgesims setzt sich aus zwei Voluten, die mittig gegeneinander stoßen, zusammen. Aus ihrem Zentrum entspringt eine Lilienblüte.

Die Zone zwischen Inschriftenplatte und Gebälk wird von einer üppigen Girlande geschmückt, die als Hauptmotiv Rosen enthält und damit die Vergänglichkeit ins Bild setzt. Über dem Gebälk erhebt sich ein auf seinem dreistufigen Sockel stehendes lateinisches Kreuz, dessen Arme in Kleeblatt-Formen enden. Das Kreuz wird durch eine umlaufende Zierleiste gerahmt. Die Schnittstelle der Kreuzarme betont ein Vierpass mit der erhaben reliefierten Inschrift IHS. Das Motiv des Kreuzes wiederholt sich, ergänzt durch einen Strahlenkranz, in der Rundung der Marmortafel. Es ist wie die Inschrift grau ausgemalt, um die Gravuren betonend hervorzuheben.

So liefert das Grabmal ein gut erhaltenes Beispiel für die barocke Ausprägung des Historismus und ist des- halb aus kunsthistorischen Gründen sowie aufgrund seiner Seltenheit in der vollständigen Überlieferung denkmalwert.

6. Das Grabmal Fleige

6. Das Grabmal Fleige, Alter Teil, St. Lamberti an der Mauer

 

Das Grabmal des Bildhauers Heinrich Fleige und seiner Familie wurde von ihm selbst entworfen. Es ist somit in die Zeit kurz vor 1890 zu datieren. Auch das Relief kann als Werk Fleiges angesehen werden, weil er dieses Motiv bereits 1888 für die Kirche St. Aegidii zu Münster geschaffen und häufig mehrere Kopien eines Modells angefertigt hat.

Der Baukörper weist die für den Historismus typische Stilmischung auf. Eine auf spätbarocke Vorbilder zurückgehende Grabmalarchitektur mit schräg gesetzten Säulen bildet den Rahmen für eine von Klee- blattbögen überdachte Reliefszene mit dem Motiv des Joseph-Todes. Damit greift Fleige ein Thema auf, das im Barock als eines der beliebtesten in der Josephs-Ikonografie gilt. Die Darstellung ist sehr anschaulich: In einem von Vorhängen eingegrenztem Interieur in romanischer Architektur liegt Joseph, wie in der Bibel beschrieben, in Marias Schoß. Der hinter ihm stehende Christus segnet ihn und ergreift mit der freien Hand die Hand des Sterbenden. Ausgestattet mit den Attributen der Lilie sowie dem Zimmermannswerkzeug enthält die Darstellung eindeutige Hinweise auf das gezeigte Geschehen. Das Motiv des Joseph-Todes steht als Sinnbild für einen guten Tod. Die dem klassischen Formenkanon zuzurechnenden Säulen haben gotisierende Laub-Kapitelle. Auch der krabbenbesetzte Wimperg, der das bekrönende Kreuz hinterfängt, ist ebenso wie das Maßwerk der gotischen Sakral-Architektur entlehnt.

Fleige gilt als vielgefragter Bildhauer der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Münster. Das Grabmal belegt seine künstlerische Qualität und dient als Beispiel seiner letzten Schaffensphase. Es besitzt aus kunst- historischen, personen- und regionalgeschichtlichen Gründen sowie wegen seiner Seltenheit Denkmalwert.

 

Foto: Michael Bönte, Kiche+Leben

7. Das Grabmal Boele

Das Grabmal Boele, Alter Teil, St. Lamberti an der Mauer

 

Das Grabmal Boele lässt sich in die Zeit um 1890 datieren und weist die typische Stil-Häufung eines historistischen Grabmals auf.

Über einem Sockel mit Inschriften-Zone erhebt sich ein rundbogiger, von Säulen gerahmter Nischen-Aufsatz, der das Gehäuse für eine Kreuzigungsgruppe bildet. Es handelt sich um einen symmetrischen Dreifiguren-Typus mit Maria und Johannes seitlich des Kreuzes, der stilistisch auf Renaissance-Skulpturen zurückweist. Diese Figurenkombination ist bereits seit dem 6. Jahrhundert nachweisbar. Der Gekreuzigte verkörpert den Viernagel-Typus und zeigt Renaissancetypisch geringe Spuren des Leidens. Sein dornengekröntes Haupt ruht, mit geschlossenen Augen, auf der rechten Schulter. Insgesamt wird der von einem Lendentuch bekleidete Körper geschönt und unverletzt wiedergegeben. Das Haupt des Heilands wird von einem Nimbus umfangen, der an romanische Formen erinnert. In den Winkeln der Kreuzarme bildet dieser Nimbus Lilien aus. Vervollständigt wird der an das Formenrepertoire der Renaissance erinnernde Charakter der Figurengruppe durch den sie bedachenden Rundbogen, dessen Ornamentik jedoch auf romanischen Schmuck verweist. Dem historistischen Stil entsprechend tritt auch eine Vielfalt der verwendeten Materialien und Farben auf.

Sockel und Gehäuse der Grabmal-Architektur bestehen aus schwarzem Granit, während für die Säulen Sygelit und Kupfer verwendet worden sind. Vermutlich aus galvanotechnischen Gründen ist die Kreuzigungsgruppe ebenfalls aus Kupfer hergestellt.

Insgesamt ist das Grabmal Boele ein aufwendig gestalteter Vertreter des Historismus, der, als für den Zentralfriedhof seltenes Bildprogramm, eine Kreuzigungsgruppe zeigt.

Das Grabmal ist aus kunsthistorischen Gründen, wegen seines guten Erhaltungszustandes und auf- grund seiner Seltenheit denkmalwert.

8. Das Grabmal Marx

Das Grabmal Marx, Alter Teil, St. Lamberti I

 

Das Grabmal der Familie Marx lässt sich stilistisch in die Zeit um 1930 datieren. Es greift das Motiv einer antiken Stele auf, gibt es jedoch in zeitgenössischer Formensprache wieder.

Die Stele bildet am Fuß einen schmalen Sockel aus und wird von einem segmentförmigen Gesims mit seitlich überkragenden Voluten abgeschlossen. Die obere Hälfte der Stele wird von einem erhaben reliefierten Rechteck mit paarweise angeordneten, viereckig gerahmten Symbolen geschmückt, die stilisierte Rosenblüten und Palmzweige zeigen. Die Symbole sind so gruppiert, dass der Zwischenraum die Form eines lateinischen Kreuzes ergibt. Darunter sind die Inschriften eingearbeitet. Gerahmt wird der Mittelteil von zwei Hohlkehlen.

Der Bauschmuck fällt durch die Gegensätze seiner runden und eckigen Formen auf, ebenso durch die Gegensätze seiner erhabenen und vertieften Elemente. Diese Polarität, aber auch seine sonstige klare und schlichte Gestaltung, rücken das Objekt in den Bereich der sachlichen Architektur. Die Grundformen jedoch, ebenso die Symbolik, bleiben der Tradition verhaftet. Die Rosenblüten zum Beispiel, zur Rosette stilisiert, tauchen bereits in der antiken Grabkunst als Symbol der Vergänglichkeit auf. Sie wurden aufgrund volkstümlicher Traditionen früh als Schmuck und Symbol aus der paganen Grabkunst für christliche Gräber übernommen. Im Kontrast zur Symbolik der Rosen verkünden die Palmzweige das ewige Leben und das Paradies.

Das Grabmal Marx veranschaulicht eine moderne Umformung des klassischen Stelen-Motivs und belegt damit dessen kontinuierliche Beliebtheit. Es erlangt aus kunsthistorischen Gründen wegen seiner Seltenheit und aufgrund seines guten Erhaltungszustandes Denkmalwert.

9. Das Grabmal Schöningh

Das Grabmal Schöningh, Alter Teil, St. Joseph II

 

Das Grabmal der Familie Schöningh lässt sich in die Zeit um 1908 datieren. Architektonisch repräsentiert das Grabmal den regional seltenen Typus einer Spitz- bogennische im neugotischen Stil. Als Vergleichsbeispiel kann in diesem Zusammenhang eine Wegekapelle in Mecklenbeck (Weseler Straße, bei Nr. 628) dienen.

Zwei schlanke Säulen rahmen das mehrfach profilierte Gewände der Nische. Der Spitzbogen wird von Kriechwerk geschmückt und bildet in der Mitte ein lateinisches Kreuz mit abgeschrägten Kanten aus. Seitlich schließen an das Gehäuse kurze Mauerflügel an, in die die Inschriften eingemeißelt sind.

Die schmale Nische wird durch eine aufgesockelte Säule mit Marien-Skulptur aus Marmor ausgefüllt. Die liebliche, charakteristische Madonnenfigur lässt sich stilistisch ins 19. Jahrhundert einordnen. Sie enthält verschiedene ikonografische Elemente: Die eingestellte Figur ist mit den Attributen Schlange, Apfel und Weltkugel versehen und verkörpert somit den apokalyptischen Typus der Immaculata Conceptio. Maria hält aber auch den Blick gesenkt und verschränkt die Arme vor der Brust. Zahlreiche Gemälde, vor allem Verkündigungs-, Weihnachts-, Pfingst- und Himmelfahrtszenen, zeigen die Mutter Gottes im Zustand der Versenkung mit vor der Brust gekreuzten Armen. In einer der bekanntesten Marienerscheinungen des 19. Jahrhunderts, der Vision von La Salette in Frankreich (1848), erscheint die Mutter Gottes in dieser Haltung zwei Kindern. Diese populäre Erscheinung hat also auch als Vorbild für die Marienskulptur des Grabmals gedient. Die Rolle der Kinder wird dabei symbolisch durch die Inschrift der Schülerinnen im Sockel betont.

Diese Grabfigur vereint also zwei Motive - Immaculata und Vision - in einer Darstellung. Als regionales paralleles Beispiel dieses Madonnentyps kann auch die Hiltruper Hofkapelle mit Marienfigur (Herrenburg) aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert angeführt werden.

10. Das Grabmal Büscher/Mosecker

Das Grabmal Büscher/Mosecker, Alter Teil, St. Joseph II

 

Das Grabmal Büscher/Mosecker lässt sich in die Zeit um 1920 datieren und stellt in seinen Grundzügen einen späten Vertreter des klassizistischen Stils dar.

Es hat die Gestalt einer Tempelfront mit eingestellter Engels-Plastik und seitlich angrenzenden, niedrigeren Mauern, die die Ruhestätte einrahmen. Die große Engelsfigur wird von einem polygonalen Dach überfangen, das als moderne Zutat zum klassizistischen Formen-Repertoire gesehen werden kann. Auffällig ist die Größe und das kostbare Material des Grabmals (schwarzer, polierter Granit), worin sich der soziale Stolz der Familie zeigt. Durch seine kontrastierende helle Färbung wird die zentrale Plastik stark akzentuiert - sie besteht aus Kunststein, der weiß angestrichen ist. Im Gegensatz zum streng geometrischen Gehäuse verkörpert der Engel künstlerische Charakteristika des 19. Jahrhunderts, wobei der Faltenwurf seines Gewandes an neubarocke Formen erinnert. Er nimmt eine Kontrapost-Stellung ein und weist mit dem rechten Arm aus dem Grabmal heraus, während er in der linken Hand einen Palmenzweig hält. In der Grabkunst lässt sich eine solche Figur als Schutzengel charakterisieren, der das Grab bewacht und die Seelen der Verstorbenen ins Paradies weist. Der Palmzweig gilt als Symbol des ewigen Lebens. Der Engel steht barfuß auf einem flachen Sockel; sein stark in Falten geworfenes Gewand zeigt filigrane Ornamente am Saum, es wird von einem Gürtel unterhalb der Brust gerafft. Das lockige Haar des Engels krönt ein sterngeschmückter Reif. Die Figur neigt ihren Kopf zum Grab, weist aber gleichzeitig mit dem rechten Arm schräg zum Himmel.

Das Grabmal liefert ein Beispiel für das ständige Festhalten an klassizistischen Formen der Grabmalkunst des 19. und 20. Jahrhundert - auch in nachhistorischer Zeit.

 

Foto: Michael Bönte, Kiche+Leben

11. Das Grabmal Hüffer

Das Grabmal Hüffer, Alter Teil, St. Joseph II, Erbgruften

 

Das Grabmal ist ein sehr schlichter, vom Jugendstil geprägter Vertreter des Späthistorismus. Als einziger Schmuck ist ein Bronzerelief mit dem Christuskopf im Strahlenkranz angebracht, der dem Darstellungsmodus des Historismus entspricht. Das Kreuz selbst ist von lateinischer Form, es wächst aus einem mehrfach profilierten, glockenförmig ansetzenden Sockel. Das Relief mit dem bärtigen, dornengekrönten Christus im Schnittpunkt der Kreuzarme lässt sich auf die Veronika-Ikonografie zurückführen und bildet die sogenannte vera icon ab.

Das Grabmal Hüffer aus der Zeit um 1906 im Gesamten hat die Gestalt eines risalitartig vortretenden Pfeilers mit Volutensegeln, der von einem großen Balkenkreuz bekrönt wird.

Farbe, Ausmaße und Art des Materials (schwarzer, polierter Granit) lassen das monumentale Objekt würdevoll und pathetisch wirken. Die eingravierten Buchstaben sind mit Goldfarbe ausgemalt.

Die Form der erstarrten Voluten lässt sich als Nachbarock bezeichnen, der vom Klassizismus gedämpft ist. Zeitlich stammt er aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Am Grabmal Hüffer sind die Voluten als flächiges Ornament ausgebildet, wodurch Einflüsse der Jugendstils zum Ausdruck kommen. Betont wird dieser Charakter durch die schematisierten Linien auslaufenden Kanneluren und den Schrifttyp.

Das Familiengrab Hüffer besitzt aus kunsthistorischen Gründen, wegen seiner gestalterischen Seltenheit und aufgrund seines guten Zustandes Denkmalwert.

12. Das Mahnmal an den Bombenkrieg

Das Mahnmal an den Bombenkrieg, Teil Nordwest

 

Das Mahnmal in Gestalt eines aufgesockelten, frontal stehenden Engels stammt aus dem Jahr 1943. Im Ursprung handelt es sich beim sogenannten Bombenengel um ein Grabmal, das nicht den alliierten Luftangriffen zum Opfer gefallen und 1984 zum jetzigen Aufstellungsort versetzt worden ist. Sein heutiger Platz auf dem Teil Nord-West des Zentralfriedhofs wurde ausgewählt, weil diese Anlage 1943 speziell für Zivilopfer des Krieges eingerichtet worden ist.

Eine ursprüngliche Inschrift im Postament der Engels-Plastik weist auf seine Funktion als Grabengel hin, der den Frauen am leeren Grab die Auferstehung Christi verkündet (Er ist auferstanden, er ist nicht mehr hier). Diese Bedeutung wird durch die Gebärde des rechten Arms des Engels, die als Rede-Gestus interpretiert werden kann, unterstrichen. Unter der Inschrift wurde eine bronzene Gedenktafel für die Kriegsopfer angebracht.

Obgleich die Plastik den Historismus bereits überwunden hat, sind Rückgriffe auf mittelalterliches Formenrepertoire erkennbar. So zeigen die steif und gleichmäßig fallenden Gewänder sowie die Ausarbeitung des Kopfes Anklänge an Skulpturen der klassischen Gotik.

Die Plastik verkörpert eine ikonografische Vermengung, von der sich zwei Elemente mit der Grabmalkunst in einen Zusammenhang stellen lassen. Hierzu gehört einerseits die Charakterisierung als Grab-Engel, andererseits ihre Funktion als Todesengel, gekennzeichnet durch die große Fackel. Hier ist auffällig, dass diese nicht gesenkt gehalten wird und als Symbol der Vergänglichkeit erlischt, wie traditionell üblich, sondern aufrecht steht und brennt, also auf das ewige Leben anspielt. Damit steht sie im Einklang mit der Botschaft im Postament.

Das Mahnmahl erhält vornehmlich aus historischen Gründen Denkmalwert.

13. Das Grabmal Jungeblodt

Das Grabmal Jungeblodt, Neuer Teil, Ludgeri II

 

Das Grabmal Jungeblodt lässt sich in die Zeit um 1923 datieren. Seine architektonische Gestalt entspricht einem späten neubarocken Stil, der speziell in Westfalen bis in die dreißiger Jahre zu verzeichnen war. Die Architektur setzt sich aus einer durch Pilaster gegliederten Wand und aus einem aufgesprengten Giebel zusammen. Eine zentrale rundbogige Nische erstreckt sich vom Sockel bis in den Giebel und bietet Raum für eine Christusskulptur.

Die Figur ist frontal in leichtem Kontrapost wiedergegeben. Der jugendliche Christus blickt zu den Ruhestätten hinab und breitet beide Arme segnend darüber aus. Eine lateinische Sentenz des Kirchenlehrers Augustinus (354-430), die auf das ewige Leben anspielt, unterstreicht die Handlung des Segnens und repräsentiert den Bildungsstatus der Verstorbenen. Der in ein gegürtetes, in reichen Falten fallendes Gewand gekleidete Christus verkörpert einen Darstellungsmodus, der sich dem 19. Jahrhundert zuordnen lässt.

Die Wand schließt auf der Höhe des Bogenansatzes mit einem sich um alle Bauglieder verkröpfenden Gesims ab. Darüber erhebt sich ein reich mit barockem Dekor geschmückter Giebel, der seitlich in Voluten ausläuft.

Oberhalb des von einem Rocaille-Motiv ausgefüllten Nischenbogens befindet sich eine von vegetabilen Elementen gerahmte Kartusche mit einem Strahlenkreuz. Zu beiden Seiten der Kartusche füllen zwei Bänder das Giebelfeld aus, die in moderner Kursivschrift den Familiennamen enthalten.

Eine Signatur im Figurensockel verweist auf den Bildhauer Anton Rüller (geb. 1864), der in Münster sowohl öffentliche Denkmäler als auch Beiträge zur Sakralkunst geleistet hat.

Besonders wegen seiner kunsthistorischen Bedeutung und wegen seiner Seltenheit besitzt das Grabmal Denkmalwert.

14. Das Grabmal ten Hompel

Das Grabmal ten Hompel, Alter Teil, Überwasser an der Mauer

 

Die dreischiffige Konzeption des Grabmals ten Hompel ist zeitlich schwer einzuordnen. Während sich das zentrale Relief in die Zeit um 1912 datieren lässt, könnte die sachliche Architektur der Ruhestätte stilistisch eher aus den zwanziger Jahren stammen. Folglich wäre das Relief aus einem älteren, anlässlich des Kindestodes entworfenen Grabmal in das monumentale Bauwerk transloziert worden.

Das Zentrum der Rückwand der um drei Stufen erhöhten Grabarchitektur bildet ein Gehäuse in Form einer schematisierten Ädikula. Es enthält eine rundbogige Nische, die von einem Marmorrelief hinter Glas ausgefüllt wird.

Das Relief vereinigt eine Mariendarstellung mit segnendem Christuskind mit einer Abbildung der Heiligen Trinität. Stilistisch zeigt es einen Rückgriff auf die florentinische Frührenaissance, wobei die Figuren jedoch vom Darstellungsmodus des 19. Jahrhunderts beeinflusst sind.

Seitlich des Gehäuses schließen jeweils niedrigere Mauerflügel an, die von hochrechteckigen Nischen durchbrochen sind. Während die so entstandenen Zwischenräume seitlich Lichteinfall gewähren, werden sie auf der Rückseite von einer rötlichen Mosaikfläche abgeschlossen.

Die Architektur spiegelt die Idee von Ruhmeshallen wieder, die häufig zur heroischen Denkmalkonzeption des 19. Jahrhunderts gehören. Andererseits erinnert die Mosaikwand an die häufig bei Kriegerdenkmalen zu findenden Inschriftentafeln (Ehrenwände), die seitlich eines zentralen Monuments nebeneinander angeordnet sind.

Gleichzeitig zeigt die Konzeption in ihrer schlichten Klarheit Stilmerkmale des Realismus der zwanziger Jahre. So repräsentiert die Grabanlage eine außergewöhnliche Stilhäufung von zeitgemäßen und modernistischen Elementen in monumentaler Form.

15. Das Grabmal von Hartmann

Das Grabmal von Hartmann, Alter Teil, Überwasser West, Mauerweg

 

Das Grabmal der Adelsfamilie von Hartmann lässt sich in die Zeit um 1916 datieren. Es zeigt sich in standesstolzem und traditionsbewusstem Stil.

Das Grabmal in Felsimitat-Optik enthält eine zentrale Inschriftentafel, worüber die Wappen der Familien von Hartmann sowie von und zur Mühlen stehen. Die Inschriftentafel ist mit filigran reliefierten Arabesken-Ornamenten geschmückt. Den Grabstein krönt ein schlichtes Balkenkreuz in lateinischer Form.

Zur ursprünglichen Grabanlage gehören ebenso die seitlich vor dem Hauptgrabmal liegenden Kissensteine, die ebenfalls Felsgestein imitieren. Das Material des Grabsteins und der Kissensteine ist Sandstein; der felsähnlich behauene Grabstein besteht, wie eine Naht unterhalb des Wappenschildes zeigt, aus zwei behauenen Gesteinskörpern. Grabsteine aus Naturfelsen oder aus felsähnlich behauen Steinen stehen für die romantisch-germanisierenden Tendenzen der wilhelminischen Epoche. Das Grabmal von Hartmann stellt einen gut erhaltenen Vertreter eines für seine Entstehungszeit konservativen Grabmals vom Typ des Fels-Imitats dar.

Es erlangt aus kunsthistorischen Gründen und wegen seiner Seltenheit auf dem Zentralfriedhof Denkmalwert.

16. Das Grabmal Kiesekamp

Das Grabmal Kiesekamp, Alter Teil, Überwasser West, an der Mauer

Das Grabmal Kiesekamp in Gestalt einer dorischen Tempelfront lässt sich in die Zeit um 1919 datieren.

Die Architektur mit rahmender Säulenstellung ruht auf einem dreistufigen Sockel, wobei die oberste Stufe den Stylobat der dorischen Ordnung bildet. In die mittlere breitere Sockelstufe ist eine Inschrift eingearbeitet. Sie wird durch eine hochrechteckige, mittig vor dem Grabmal liegende Inschriftenplatte ergänzt.

Innerhalb des Tempels befindet sich ein den ganzen Raum einnehmendes Relief mit Christus als Wunderheiler. Der stehende Christus neigt sich zu einem vor ihm knienden Mann, während er ihm seine Hand auf den Kopf gelegt hat.

Ikonografisch enthält diese Szene einerseits Elemente einer Wunderheilung Christi, andererseits lassen sich durch die Charakterisierung des Knienden Vergleiche ziehen zu Darstellungen der Auferweckung des Lazarus. Letztgenannte Szene steht in engem Zusammenhang mit der Grabkunst. Grundsätzlich handelt es sich um das Motiv eines flehenden beziehungsweise betenden Menschen, der von Christus gesegnet wird.

Während die Grabarchitektur stilistisch auf antike Formen zurückgreift, sich also in die Nachfolge des Klassizismus einordnen lässt, entstammt das Figurenrelief der Formensprache des 19. Jahrhunderts.

Mit der Abbildung einer Wundertat Christi als Grabmotiv lehnt sich die Gestaltung des Grabmals an eine frühchristliche Tradition an und stellt gleichzeitig einen im 19. und 20. Jahrhundert selten gewordenen Vertreter dieser Motivik dar.

Das Grabmal hat aus kunsthistorischen Gründen und wegen seiner Seltenheit Denkmalwert.

17. Das Grabmal Weglau

Das Grabmal Weglau, Alter Teil, Überwasser Süd, Mauerweg

 

Das Grabmal der Gebrüder Weglau lässt sich stilistisch und wegen der Signatur am Sockel oben rechts (Mönig u. Strupp/Architekten) in die Zeit um 1930 einordnen.

Seine Architektur setzt sich aus einem vertikal aufstrebenden Baukörper und einem horizontal gelagerten, niedrigeren Mauerflügel zusammen, der die Grabstätte rückwärts umfasst.

Das asymmetrisch gestaltete Grabmal weist sowohl Stilmerkmale expressionistischer Architektur als auch Elemente der Neuen Sachlichkeit auf. Expressionistische Eigenschaften werden vor allem im Darstellungsmodus des Christusporträts deutlich, in den abgetreppten Kanten und Schattenfugen, und im organischen Element des aufsteigenden, stilisierten Akanthus-Blattes. Wesenszüge der sachlichen Architektur kommen in der geometrischen Konzeption rechtwinkliger Anordnung zum tragen und in den klar gegliederten Mauerstreifen. Ebenso lassen sich die ineinander verschachtelten und gegeneinander strebenden Baukörper charakterisieren.

Insgesamt lässt sich das Grabmal als mit expressionistischem Dekor überformte Architektur der Neuen Sachlichkeit beschreiben, die sich auf dem Zentralfriedhof als progressive Ausnahme verzeichnen lässt.

Das Objekt ist außerdem als Entwurf der in Münster 1926 bis 1932 gemeinsam tätigen Architekten Mönig und Strupp von Interesse. Die Architektengruppe ist für Münsters Architekturgeschichte von hoher Bedeutung, da Mönig und Strupp zum Beispiel 1932/1933 das Haus Münzstraße 9, einen für Münster avantgardistischen und in seiner rein sachlichen Konzeption einzigartigen Bau, entwarfen.

18. Das Grabmal Lex-Langen

Das Grabmal Lex-Langen, Alter Teil, Überwasser Süd, Mauerweg

 

Das Grabmal Lex-Langen, in Form eines abgeschnittenen und von einem dreidimensionalen Bronzekreuz bekrönten Säulenschafts, lässt sich in die Zeit um 1922 datieren. Das Material ist ein weißgraues, grob strukturiertes Kunststein-Gemisch.

Es greift ein aus der Antike stammendes und im Klassizismus sehr beliebtes Motiv auf, wobei es Variationen aufweist. Die Drapierung am oberen Rand des Schaftes stellt ein aus dem Barock übernommenes Element dar. Ebenso erinnern die davor angeordneten vier Kinderporträts, die im Wechsel offene und geschlossene Augen als Sinnbilder für Leben und Tod haben, an barockisierende Puttenköpfe. Andererseits spiegelt die Porträt-Draperie die klassizistische Idee von Säulenschäften mit Porträt-Medaillons wieder. An die Stelle einer im Klassi- zismus üblichen bekrönenden Urne oder Statuette tritt hier das schlichte Balkenkreuz aus Bronze, das auf einer eckigen Basis ruht.

Das Grabmal belegt, dass sich das klassizistische Motiv der abgeschnittenen Säule als Vergänglichkeits-Symbol bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts gehalten hat.

Das Grabmal erlangt aus kunsthistorischer Sicht, wegen seines guten Erhaltungszustandes und wegen seiner Seltenheit auf dem Zentralfriedhof Denkmalwert.

19. Das Grabmal Evers

Das Grabmal Evers, Alter Teil, Überwasser Süd, Mauerweg

 

Das Familiengrabmal Evers datiert aus der Zeit um 1919 und zeigt sich als Vertreter expressionistischer Grabarchitektur.

Über einem zweistufigen Sockel erhebt sich, von drei querrechteckigen Blöcken getragen, das Grabmal in Gestalt dreier nacheinander gestaffelter Baukörper, die die Form umgedrehter flacher Dreiecke haben. Die untere rautenförmige Platte ist wesentlich breiter und bietet Raum für die Inschriften der Verstorbenen. Auf ihr liegen zwei gleich schmale Bauelemente, deren Breite stufenweise abnimmt.

Das Grabmal verdeutlicht die typischen Charakteristika expressionistischer Grabmalkunst - der rechte Winkel wird vermieden, indem die abgetreppten Bauglieder unterschnitten werden und insgesamt einen sägezahnartigen Umriss hervorrufen.

Die Architektur verdeutlicht einen modernen Umgang mit der Grabmal-Kunst, denn traditionelle Formen werden verworfen und in harte, kantige Elemente verwandelt.

In der christlichen Bildsprache hält sich das Objekt zurück, was typisch ist für diese Stilrichtung. Es weist nur das krönende Kreuz auf der Kugel auf. Kugel und Kreuz spielen auf die Funktion Christi als salvator mundi an, wobei das Kreuz Symbol des Erlösers, die Kugel Symbol der Welt ist.

Die rötliche Färbung des Grabmals betont seine außergewöhnliche, moderne Gestalt, während die natürliche Struktur des roten Marmors den sonst eher schlichten Baukörper veredelt.

Das Familiengrabmal Evers ist aus kunsthistorischen Gründen und wegen seiner Seltenheit auf dem Zentralfriedhof denkmalwert.

20. Das Grabmal Illigens

Das Grabmal Illigens, Alter Teil, Überwasser Süd, Mauerweg

 

Das Familiengrabmal Illigens lässt sich in die Zeit um 1929 datieren.

Es hat die Gestalt einer massiv wirkenden, zentralen Ädikula mit seitlich angrenzenden Mauerstreifen, welche die Anlage abschließen. Die niedrigen Mauern werden durch eckige Pfeiler gegliedert und enthalten auf den Wandfeldern jeweils eine querrechteckige Inschriftenplatte.

Die Form der Ädikula hat ihren Ursprung in der Antike und bezeichnet einen kleinen, einer Tempelfront ähnlichen Aufbau zur Aufnahme einer Statue. Das Grabmal Illigens greift diese Architektur auf, wobei es sie durch romanisierende Elemente ergänzt. Anklänge an die romanische Formensprache lassen sich in den Würfel-Kapitellen der die Nische flankierenden Halbsäulen sowie in der Gestalt des zentralen Motivs mit Christus am Kreuz erkennen. Der Korpus Christi bildet den Viernagel-Typ ab und weist eine stilistische Symmetrie in Körperhaltung und Lendentuch auf. Die aufrechte Haltung des Kopfes mit zum Himmel gerichteten Blick deutet jedoch eine neuzeitliche Variante an. Vervollständigt wird das Motiv des Gekreuzigten durch das Relief eines Scheibenkreuzes im Giebel, das Sinnbild der Auferstehung Christi ist. Darunter befindet sich ein reliefiertes Schriftband, mit dessen Inschrift an die Barmherzigkeit Jesu appelliert wird.

Insgesamt lässt sich die Architektur als verspäteter Historismus bezeichnen, dessen schlichte, an zeitgenössischen Formen orientierte Gestalt durch archaische Elemente variiert wird.

Besonders aus kunsthistorischer Sicht ist das Grabmal denkmalwert.

21. Das Grabmal Herold

Das Grabmal Herold, Alter Teil, Überwasser an der Mauer

Das Grabmal Herold aus der Zeit um 1888 hat die Gestalt einer konisch zulaufenden Stele, die von einem Giebel abgeschlossen wird. Im Zentrum des aufgesockelten Baukörpers befindet sich eine Marmortafel mit den Daten der Verstorbenen. Bekrönt wird das Grabmal von einem schlichten Balkenkreuz, dessen Vierung mit einem Christogramm geschmückt ist.

Der Giebel hat die Form eines Tympanons mit Eck-Akroterien, wodurch sich das Grabmal in die Nachfolge des Klassizismus einordnen lässt. Das Motiv findet sich schon in der griechischen Grabarchitektur.

In Deutschland taucht der Typus einer frei stehenden Stele mit Giebelabschluss um 1830 auf und findet erst ab 1835 durch genauere Kenntnis der griechischen Kunst seine Verbreitung, vor allem im norddeutschen Raum.

Während im Klassizismus, gemäß den antiken Vorbildern, keine christlich-religiösen Bildinhalte verwendet werden, zeigt das Grabmal Herold eine historische Abwandlung des Vorläufers, indem der Giebel von einem Kreuz mit Christogramm bekrönt wird. Die Inschriftenplatte anstelle einer mythologischen Szene findet jedoch schon um 1835 Verwendung.

Insgesamt repräsentiert das Grabmal eine historische Variante des klassizistischen Grundtyps einer an griechischem Vorbild orientierten Grabstele. Insbesondere aus solcher kunsthistorischen Sicht hat das Grabmal Denkmalwert.

22. Das Grabmal Keyser

Das Grabmal Keyser, Alter Teil, Überwasser an der Mauer

Das historische Grabmal Keyser ist stilistisch und wegen der Bildhauersignatur H. Fleige (1840-1890) in die Zeit zwischen dem Todesdatum der Erstverstorbenen (1886) und dem Sterbedatum des Künstlers (1890) zu datieren. Das Material des gesamten Baukörpers ist Sandstein.

Das Grabmal zeigt die für den Zentralfriedhof einzigartige architektonische Struktur aus einem mehrstufigen Sockelbau, der einen überkuppelten, polygonalen Baldachin-Aufsatz trägt. Der Aufsatz ist an der Frontseite geöffnet und wird von Bündelpfeilern gerahmt. Am Baukörper fällt die reiche Ausstattung mit gotisierenden Formelementen auf, wobei ersterer von einer an byzantinische Kuppel-Reliquiare erinnernden Bedachung abgedeckt wird. In Kontrast zur detailliert ausgearbeiteten gotischen Formensprache treten die eingestellte Engels-Skulptur sowie die bekrönende Christus-Statuette auf der Kuppel, deren Charakter sich in den Stilkriterien der Nazarener wieder finden lässt. Das Grabmal Keyser vereint beide Stilrichtungen seines Künstlers, der sich während seiner früheren Schaffensphase der Kunst der Nazarener verschrieben hatte, in den 1870er-Jahren jedoch zum neugotischen Stil wechselte.

Das Grabmal erlangt aus kunsthistorischen Gründen, wegen seiner Seltenheit und aus personenhistorischen Gründen Denkmalwert.

23. Das Grabmal Huschenbett

Das Grabmal Huschenbett, Alter Teil, Überwasser III

Das Grabmal Huschenbett lässt sich in die Zeit kurz nach 1909 datieren und formhistorisch dem Jugendstil zuordnen.

Auf dem recht schlichten Grabmal sind an der Vorderseite Jugendstil-Elemente herausgearbeitet: ein kassettenförmiges Inschriftenfeld mit dem Schrifttyp des Jugendstils wird durch Pflanzen-Ornamente gerahmt. Neben der feingliedrigen, aber schematischen Darstellung der vegetabilen Muster unterstreicht besonders der plastisch hervortretende fließende Schwung unterhalb der Inschriften den Charakter des Jugendstils.

Eine Kinderengel-Skulptur erhebt sich über dem eckigen, sich verjüngenden Granit-Pfeiler. Die Skulptur entspricht nicht dem Jugendstil, sondern ist dem traditionellen Gestaltungs-Repertoire zuzuordnen. Sie dient in erster Linie dazu, den Kindestod in den Vordergrund zu rücken.

Beim Grabmal Huschenbett handelt es sich um einen seltenen Repräsentanten der Jugendstil-Ornamentik, weshalb ihm neben seinem guten Erhaltungszustand Denkmalwert zukommt.

24. Das Grabmal der Barmherzigen Schwestern

Das Grabmal der Barmherzigen Schwestern, Alter Teil, Dompfarre

Das Gedenkkreuz der Barmherzigen Schwestern lässt sich stilistisch in die Zeit der Jahrhundertwende datieren. Es wurde vermutlich in der Zeit um 1930 vom Schwesternfeld auf dem Hörsterfriedhof an seinen heutigen Platz verbracht.

Das Grabmal hat die Gestalt eines tabernakelartigen Baus, der als Sockel für ein großes lateinisches Kreuz dient. Während der Unterbau gotisierende Züge aufweist, gehört das Kruzifix einer moderneren Formensprache an. Besonders der polygonale Umriss seiner Arme lässt auf fabrikmäßige Fertigung schließen.

Die Tabernakel-Architektur enthält an drei Seiten Nischen in der Form genaster Spitzbögen. Sie wird von einem Längs-Satteldach, in das ein Quersattel einschiftet, abgeschlossen. Die Giebel sind an allen Seiten von gotisierendem Kriechwerk geschmückt.

An dem schlichten Kreuz mit abgeschrägten Kanten ist der Gekreuzigte in einem Viernagel-Typus befestigt. Sein Körper ist auf ein Suppedaneum gestützt und zeigt nur geringe Spuren des Leidens. Stilistisch lässt er sich als Entwurf des 19. Jahrhunderts bezeichnen.

Das Grabmal stellt insgesamt einen Vertreter des Historismus dar und vereint in zurückhaltender Weise traditionelle und zeitgenössische Formen. In dieses Bild fügen sich ebenfalls die schmalen Bronzetäfelchen mit den Daten von Verstorbenen ein, die unauffällig unten am Sockel angebracht sind.

Das Grabmal hat aus kunsthistorischen Gründen und wegen seiner Seltenheit Denkmalwert.

25. Das Grabmal vom Hove

Das Grabmal vom Hove, Alter Teil, Dompfarre, Unteres Feld

Das Familiengrab vom Hove besteht aus einem figürlichen Monument mit felsähnlich behauenem Postament sowie aus fünf rechts davor angeordneten Pultsteinen aus Felsimitat mit Inschriftenplatten aus Porzellan.

Eingefasst wird diese asymmetrisch konzipierte Grabanlage von Bronzeketten, die zwischen gusseisernen verzierten Pfeilern gespannt sind.

Das Monument verweist auf zwei sich ergänzende Stilrichtungen: Die dem Spätklassizismus zugehörige Engels-Plastik erhält durch das Postament aus Felsimitat einen romantischen Charakter. Grabmale aus Naturfelsen beziehungsweise felsähnlich bearbeiteten Steinen verdeutlichen die romantisch-germanisierenden Tendenzen der Wilhelminischen Epoche. Auf der Basis der Plastik ist die Inschrift Galvano Plastik Geißlingen - St. zu lesen, was die Serienfertigung dieses Motivs belegt.

Die Inschriftensteine sind zwar stilistisch angepasst, weisen jedoch wegen ihrer unausgeglichenen Anordnung und der Mischung unterschiedlicher Materialien auf einen moderneren Umgang mit Grabstätten hin.

Anhand der Stilmerkmale und besonders des Hersteller-Signets lässt sich die Grabstätte in die Zeit um 1900 datieren. Sie liefert ein Beispiel für die industrielle Herstellung von Friedhofsschmuck um die Jahrhundertwende und repräsentiert anschaulich den Typus des imitierten Felsgebirges.

Die Grabstätte hat besonders aus kunsthistorischer und aus industriegeschichtlicher Sicht Denkmalwert.

 

Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben

26. Das Grabmal Schwar

Das Grabmal Schwar, Alter Teil, Martini III, am Hauptweg

Das Grabmal stammt aus der Zeit um 1926 und stellt einen Vertreter der bildenden Kunst in den zwanziger Jahren dar. Seine Grundform besteht aus einem schlichten stumpfarmigen Kreuz, das Bildträger ist für ein monumentales Relief. Sowohl die Gestalt des schmucklosen Kreuzes als auch der Darstellungs-Modus der Abbildung lassen sich der Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit beziehungsweise des Realismus zuordnen. In der künstlerischen Vereinfachung des Motivs sind auch expressionistische Einflüsse spürbar, beispielsweise der Arbeiten von Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976).

Das Relief zeigt das einzelne Motiv einer barfüßigen Mädchengestalt (Engel), die mit einer Sichel Getreide erntet. Ikonografisch wird auf diese Weise der Tod als Schnitter ins Bild gesetzt. In der großflächigen Gestaltung und der Einfachheit des Gewandes in Kombination mit der Barfüßigkeit der Gestalt sind Einflüsse des expressionistischen Bildhauers, Grafikers und Dichters Ernst Barlach (1870-1938) zu spüren. Der Ausdruck dieser Darstellung tritt allerdings hinter die symbolische Handlung zurück. Vervollständigt wird das zurückhaltend gestaltete Grabmal durch sein dunkles Material, das die Erkennbarkeit des Reliefs herabsetzt.

Das Grabmal besitzt aus kunsthistorischen Gründen, wegen seines guten Erhaltungszustandes und wegen seiner Seltenheit auf dem Zentralfriedhof Denkmalwert.

27. Das Grabmal Bückmann

Das Grabmal Bückmann, Alter Teil, Martini III

Das um 1914 aus Kunststein gefertigte Grabmal Bückmann orientiert sich in seiner Ädikula-Grundform an der antiken Formensprache, lässt sich aber wegen seiner Mischung mit moderneren Elementen stilistisch dem Historismus zuordnen.

An sich hat die Ädikula, die bereits in frühchristlicher Zeit zur Grabkunst gehörte und deshalb zurecht das Attribut klassizistisch beansprucht, eine strenge geometrische Gestalt. Beim Grabmal Bückmann allerdings wird diese Strenge im Giebel durch Schweifungen relativiert. Eine Schale voller Blüten, die in der Nische auf einer Art Postament ruht und jugendstilhaften Charakter hat, belebt die klassizistische Strenge ebenso. So hat das Grabmal, das in seinen Grundzügen traditionell konzipiert ist, seinerzeit etliche moderne Stilzitate erhalten, die es ins 20. Jahrhundert datieren.

Das Grabmal liefert ein seltenes Beispiel für den Typus des Ädikula-Grabmals auf dem Zentralfriedhof, so dass die Voraussetzung zur Denkmaleigenschaft aus kunsthistorischen Gründen und wegen seiner Seltenheit gegeben ist.

28. Das Grabmal Lödige

Das Grabmal Lödige, Alter Teil, Martini II

 

Das aus der Zeit um 1910 stammende Familiengrabmal Lödige ist ein monumentaler Vertreter des Neorenaissance-Stils.

Es setzt sich aus einem zentralen, Ädikulaartigen Baukörper und aus seitlich angrenzenden niedrigeren Mauerpartien zusammen. Die Mauern schließen das Grabmal bündig mit dem Mittelbau nach hinten ab und rahmen es, fortgesetzt durch halbhohe Mauerzungen, seitlich ein. Die Rundbogenöffnung des zentralen Baus wird durch Säulen mit ionischen Kapitellen begrenzt. Abgedeckt ist der Baukörper mit einem kissenähnlichen Dachaufsatz in Mansardwalmform. Die angrenzenden Wandfelder enthalten Puttenreliefs in Rundbogen-Nischen.

Diese Architektur lässt sich als Palladio-Motiv zusammenfassen und gibt der Grabstätte Lödige insgesamt einen renaissancehaften Charakter. Vervollständigt wird dieser Ausdruck durch das antike Urnenmotiv und die Verwendung von Putten als Reliefschmuck, sowie durch die kissenartige Dachform. Eine solche Architektur ist nur einmal auf dem Zentralfriedhof vertreten. Das Grabmal hat besonders aus kunsthistorischer Sicht Denkmalwert.

29. Das Grabmal Schlebusch

Das Grabmal Schlebusch, Alter Teil, Martini IV

Das Grabmal Schlebusch lässt sich in die Zeit um 1921 datieren. Es hat die Gestalt eines zentralen Postaments, das eine Darstellung mit Christus am Kreuz trägt und vorn die Grabstellen mit niedrigen Mauern einfasst.

Stilistisch lässt sich das Grabmal in den Bereich der expressionistischen Architektur rücken. Dieser Charakter wird in den dekorativen Rautenbändern oberhalb der Marmortafeln deutlich, in den Schlüssen der Eckpfeiler und seitlich des Kreuzes: Sie greifen die für den Expressionismus typischen kantigen, geometrischen Formen aus dem Bereich des Kristallinen auf Ein weiteres expressionistisches Element ist in den abgestuften, geometrischen Baugliedern des Kreuzaufbaus, die den Eindruck einer verschachtelten Architektur erwecken, zu sehen.

An einem massiven, schlichten Balkenkreuz in lateinischer Form ist der Korpus Christi im Viernagel- Typus befestigt. Die Mimik und Körperhaltung des Gekreuzigten - er blickt nach unten und sein Körper ist auf ein Suppedaneum gestützt - erinnern sehr an einen romanischen Kreuzigungstypus, der hier aber einer modernen Formenvereinfachung unterworfen ist: Der Körper Jesu Christi ist grob, teils schematisch ausgearbeitet.

Das Grabmal Schlebusch repräsentiert eine Variante expressionistischer Grabarchitektur unter Verwendung traditioneller Ikonografie. Es hat aus kunsthistorischer Sicht, wegen seines guten Erhaltungszustandes und seiner Seltenheit auf dem Zentralfriedhof Denkmalwert.

30. Das Grabmal Mazzotti

Das Grabmal Mazzotti, Alter Teil, Martini IV

Die reliefierte Kunststein-Stele des Grabmals Mazzotti ist in der Zeit um 1928 entstanden und repräsentiert ein Werk des populären Münsteraner Bildhauers und Medailleurs Albert Mazzotti sen. (1882-1951). Es dient als Gedenkstein für dessen Eltern. Bereits sein italienischer Vater, der nach Deutschland emigriert war, war Bildhauer.

Albert Mazzotti war Mitbegründer der freien Münsteraner Künstlergemeinschaft Schanze (gegründet 1920) und hinterließ als freischaffender Bildhauer etliche Plastiken, die das Stadtbild von Münster mitprägen.

Das Relief zeigt das Motiv eines Paares in einem häuslichen Interieur, das durch die links vorn hockende Katze sowie den Hocker verbildlicht ist. Im Vordergrund sitzt ein älterer, mit einer Schürze bekleideter Kruzifix-Schnitzer, neben ihm steht eine einfach gekleidete Frau, die eine Schüssel trägt. Mit diesem Motiv ist das verstorbene Elternpaar Theresia und Peter ebenso ins Bild gesetzt wie die Heilige Familie zu Bethlehem. Stilistisch orientiert sich das Relief des Grabmals am Realismus der 20er-Jahre, verdeutlicht durch den engen Bildausschnitt, die klaren Strukturen sowie den ruhigen und ernsten Charakter der Szene, und den Hinweis auf den künstlerischen Beruf des Verstorbenen.

Vor der Stele seiner Eltern befindet sich das Grab Albert Mazzottis und seiner Frau Anna, gekennzeichnet durch zwei in Bronze gegossene, sich anblickende Porträts im Profil. Die Bronzetafeln sind, wie ihre Signaturen verdeutlichen, Arbeiten des gleichnamigen Sohnes Albert Mazzotti jun.

Besonders aus kunsthistorischer Sicht hat das Grabmal Denkmalwert.

31. Das Grabmal Apffelstaedt

Das Grabmal Apffelstaedt, Alter Teil, Ludgeri IV

Die aus dem Jahr 1908 stammende Grabmalkonzeption der Familie Apffelstaedt setzt sich aus fünf identischen, nebeneinander aufgereihten Stelen zusammen.

Die schlichten Stelen werden lediglich durch ihre kapitellförmigen reliefierten Abschlüsse und Sinnsprüche bereichert.

Das Grabmal schöpft seine Gestalt aus dem antiken Formen-Repertoire und weist eine schlichte Gliederung auf, weshalb es dem Spätklassizismus zuzurechnen ist.

Das Grabmal Apffelstaedt ist auch Ruhestätte von Max Franz Apffelstaedt (1863-1950), dem Gründer und Ersten Chef der Universitäts-Zahnklinik in Münster. Sein Spezialgebiet war die zahnärztliche Chirurgie und er war einer der ersten, die mit Röntgenstrahlen, Radium- und Hochfrequenzströmen arbeiteten. Das Apfellstaedtsche Kastensystem, seine Methode der zahnärztlichen Brückenarbeit, wurde weltbekannt.

Eine Komposition aus mehreren identischen Bau- körpern lässt sich für diese Stilrichtung nur einmal auf dem Zentralfriedhof verzeichnen.

32. Das Grabmal Koch

Das Grabmal Koch, Alter Teil, Ludgeri II

Das Grabmal des Düsseldorfer Kunstsammler-Ehepaars Koch wurde um 1969/70 von einem namhaften deutschen Künstler entworfen.

Es hat die Gestalt eines griechischen Balkenkreuzes, das horizontal auf dem Grabfeld liegt und leicht aus der Mittelachse verschoben ist. Das außergewöhnlich schlichte, hellgraue Granitkreuz weist als einzige Formvariante eine Schrägung des Kreuzarm-Endes auf, wo dieser zum Weg zeigt. Das Kreuz in seiner Dominanz ist für den Künstler Sinnbild des Leidens, das für ihn Quelle der Erneuerung ist.

Das Grabmal Koch hat als Werk eines international renommierten Künstlers der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts Denkmalwert.

33. Das Grabmal Limberg

Das Grabmal Limberg aus der Zeit um 1900 besteht aus einer Bronzeplastik mit dem Motiv eines trauernden Engels, die sich über einem hochrechteckigen Unterbau erhebt. Der Unterbau mit Basis und mehrfach profiliertem Abschluss-Gesims lagert wiederum auf einem Sockel im Felsimitat-Typus.

Der antik gewandete trauernde Engel ist sitzend abgebildet und stützt sich mit seinen Armen auf eine hinter ihm stehende Urne. Dieses Motiv wird im Hintergrund durch ein emporragendes schlichtes Balkenkreuz abgeschlossen.

Das auch hier verwendete Engelsmotiv stellt ein Zeugnis für seine Bevorzugung im 19. und 20. Jahrhundert dar. Als Antwort auf eine Streitschrift Lessings, in der er die griechische Todessymbolik propagiert, entwickelt man für die christliche Grabmalkunst des Klassizismus den Typus des melancholisch charakterisierten Engels. Das Grabmal der Familie Limberg belegt die bis in den Spätklassizismus reichende Ausprägung dieses Themas.

Aus kunstgeschichtlichem Interesse sowie aufgrund seiner Seltenheit auf dem Zentralfriedhof besitzt das Grabmal Denkmalwert.

34. Das Grabmal Hanemann

Das Grabmal Hanemann, Alter Teil, Ludgeri an der Mauer

Das Grabmal Hanemann stammt aus der Zeit um 1889 und zählt zu den frühen Grabsteinen des 1887 eingeweihten Zentralfriedhofs.

Architektonisch setzt es sich aus einem Kleeblatt-Kreuz und einem Unterbau mit Spitzbogennische zusammen. Die Baugestaltung des Grabmals bedient sich konsequent des gotischen Formen- und Zierrepertoires wie Spitzbogen, Krabbenbesatz oder Kleeblattkreuz und lässt sich deshalb in den etwa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkommenden Stil der Neogotik einordnen.

Die Zwickel der Spitzbogennische werden durch Flachreliefs mit Rosenranken ausgefüllt. Das Spitzbogenfeld selbst enthält oben ein stilisiertes Liliensymbol als Sinnbild für Jungfräulichkeit und Seelenreinheit, seitlich die Inschrift R.I.P. sowie ein kaum mehr sichtbares Relieffeld mit Mauresken.

Durch ein zweifach profiliertes Gesims gegliedert erhebt sich über dem Unterbau der Sockel des Kreuzaufsatzes, der das große Kleeblatt-Kreuz trägt. Der Kreuzsockel ist mit Kriechblumen besetzt und zeigt vorn einen aufstrebenden Eichenzweig. Den Schnittpunkt der Kreuzarme verdeckt ein Medaillon mit dem Relief des Lamm Gottes, dahinter eine Kreuzfahne. An den Kreuzarmenden befinden sich Rosenreliefs.

35. Das Grabmal Breede

Das Grabmal Breede, Alter Teil, Ludgeri III

Das Grabmal Breede, bestehend aus einer Stele mit rundbogigem Abschluss und Kreuzaufsatz, datiert um 1926. Es liefert ein Beispiel für eine sich noch in den zwanziger Jahren aufrechterhaltende Form des Historismus.

Durch die rundbogige Dachform, die sich im Bronzerelief wiederholt, greift die Grabstele Motive der Renaissance auf.

Besondere Aufmerksamkeit verdient das Relief mit seiner Christusdarstellung unter Kindern, die sich, wie eindeutig aus der Reliefinschrift zu entnehmen ist, auf die Segnungsszene bezieht (Matthäus 19, 14).

Die Komposition der Figuren verweist auf traditionelle Marien-Darstellungen mit dem Christuskind im Arm, wie sie bereits in der frühchristlichen Kunst auftreten. Auch spiegelt das Arrangement die Dreieckskomposition der 1513 entstandenen sixtinischen Madonna von Raffael wieder.

Das Motiv des Heilands mit Kindern entwickelte sich im Rahmen der religiösen Volkskunst des 19. Jahrhunderts. Zunächst in England verbreitet, erweiterte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der süddeutsche Maler Fritz von Uhde (1848-1911) das Themenrepertoire durch die ikonografischen Bildformulierungen Lasset die Kindlein zu mir kommen.

Das Grabmal Breede stellt einen verspäteten Vertreter des Historismus dar. Besonders aus kunsthistorischer Sicht besitzt es Denkmalwert.

36. Das Grabmal Focke

Das Grabmal Focke, Alter Teil, Ludgeri III

Über einem schlichten historistischen Grabmal aus Kunststein erhebt sich ein Eisenkreuz in lateinischer Form aus der Zeit um 1900. Es steht auf einem kubischen Sockel, der auf der Vierung der sich durchkreuzenden Satteldächer lagert.

Die Kreuzform wird durch eine doppelte Rahmung in der Art von Stabwerk gebildet, so dass in der Kreuzvierung ein geometrisches Raster entsteht. Diese strenge Form wird von schmückenden vege- tabilen Motiven aufgelockert.

Während über die Kreuz-Enden schematisierte Lilien hinausragen, wird das Kreuz unterhalb des Querarms von elegant geschwungenen Efeuranken verziert, die sich zwischen die Rahmung spannen. Am Fuß des Kreuzes ragen einige Efeublätter verspielt über das Kreuz hinaus. Als Vorbild für diesen Schmuck ist die Ornamentik des Jugendstils anzusehen.

Insgesamt hat der Kreuzaufsatz einen schematisch reduzierten und geometrischen Charakter, weshalb er sich stilistisch in die Nähe des Spätklassizismus rücken lässt.

Der eiserne, regional untypische Kreuzaufsatz stellt die Besonderheit des Grabmals dar - auf dem Zentralfriedhof gibt es kein zweites vergleichbares Objekt. Besonders aus kunsthistorischem Interesse besitzt es Denkmalwert.

37. Das Grabmal von Bülow

Das Grabmal von Bülow, Alter Teil, Evangelisch III, am Hauptweg

Das Grabmal von Bülow ist um 1901 entstanden. Es hat die Gestalt eines schmalen, hoch aufragenden Felsens, dessen Front eine polierte Fläche ist.

Geschmückt wird der Felsen von bronzenen Attributen, besonders von einem krönenden Flügelhelm, dem Hauswappen der Familie von Bülow, und einem Eichenlaubkranz. Die im Profil abgebildete Frau ist als Walküre zu deuten, eine Gestalt aus der nordisch-germanischen Mythologie, deren Bedeutung eng mit Krieg und Heldentum verknüpft ist. Sie ist in der Germania personifiziert und bietet dem verstorbenen General sein Schwert dar.

Das Grabmal von Bülow spiegelt exemplarisch den hohen gesellschaftlichen Rang des Militärs und den Heroismus wider, wie er für die Wilhelminische Zeit typisch waren. Dies wird einerseits in den bronzenen Applikationen, andererseits in der Wahl des Materials deutlich. Das bis auf die Vorderseite roh behauene Felsgestein (nordischer Syenit) verdeutlicht eine romantisch-germanisierende Rückbesinnung an die Hünengräber-Kultur - ein in Wilhelminischer Zeit beliebtes Motiv für den national betonten und denkmalhaft geprägten profanen Grabmalstil.

Das Grabmal hat aus kunsthistorischer und gesellschafts-geschichtlicher Sicht Denkmalwert, ebenso wegen seiner Seltenheit.

38. Das Grabmal Gerlach

Das Grabmal Gerlach, Alter Teil, Evangelisch III, an der Mauer

Das Grabmal Gerlach (ehemals Wietfeldt) lässt sich   in die Entstehungszeit um 1894 zurückdatieren. Heute hat es die Gestalt einer figürlichen Marmorskulptur, die auf einem zum Teil granitverkleideten Sockel steht. Die schwarze Verkleidung ist in das Jahr 1995 zu datieren und lässt unterhalb noch eine der ursprünglichen Sockelstufen in Felsimitat erkennen.

Bei der Skulptur handelt es sich um eine junge Frau, die sich mit ihrem linken Arm auf den abgebrochenen Schaft einer Säule stützt. Die Frau ist jung, ihr Gesichtsausdruck wirkt melancholisch, ihr Blick geht ins Leere. Den Kopf hat sie auf den linken Arm gestützt, während sie in der Hand des herab- hängenden rechten Arms einen aus Rosen gewundenen Kranz hält. Die Frau hat das linke Bein auf die Säulenbasis gestellt, so dass der strenge Faltenwurf ihres Gewandes aufgelockert ist. Die Szene wird durch Vanitas-Attribute wie den Rosenkranz in der Hand der Trauernden, die abgebrochene Säule und dem Weinlaub, das sich um den Schaft windet, ausgeschmückt, und weist damit auf die Endlichkeit des Lebens hin.

Mit der Säule in attisch-ionischer Ordnung und der antik gewandeten Frau greift der Bildhauer Chr. Mosecker - seine Signatur befindet sich unten rechts auf dem Marmorsockel - auf antikes Formenrepertoire zurück. Das Monument ist somit stilistisch in den Spätklassizismus einzuordnen. Diesem Stil ist auch der schlichte kubische Sockel aus neuerer Zeit angepasst. Das Grabmal verdeutlicht, dass in der Zeit des Stil-Pluralismus ebenso ein idealisierter Klassizismus weiter fortwirkt. Der Bildhauer Chr. Mosecker hat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Münster verschiedene Beiträge zu Erneuerungsarbeiten an der Mauritz- und der Ludgerikirche geleistet.

39. Das Grabmal Koepp

Das Grabmal Koepp, Alter Teil, Evangelisch I

Das Grabmal der Familie Koepp ist in das Jahr 1910 zu datieren und weist die typische Form einer römischen Grabstele auf.

Der Stelenaufsatz ruht auf einem schlichten kubischen Sockel. Zwei ionische Pilaster rahmen die Inschriftentafel und ein Bronzerelief und tragen einen durch drei Faszien getrennten Giebelaufsatz. Der dezent geschmückte Giebel hat die Gestalt eines antiken Sarkophages. Die Anordnung von Inschriften unterhalb einer Abbildung gehören genauso wie der Medaillon-Schmuck in der Mitte des Giebels zum gestalterischen Repertoire einer römischen Stele. Die Stelenbasis enthält einen Sinnspruch, der den drei christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe gewidmet ist.

Friedrich Koepp (1860-1944), dessen Grabstein sich rechts der Stele befindet, war seit 1907 ordentlicher Professor des Instituts für Altertumskunde an der Universität Münster. Sein Schwerpunkt lag in der römischen Archäologie - so veröffentlichte er unter anderem 1924 ein Werk über römische Grabdenkmäler. Aus solchen Affinitäten dürfte sich die Inspiration zur Gestaltung des Familien-Grabmals herleiten. Moderne Abwandlungen der antiken Form zeigen sich in der Reduktion der ionischen Ordnung an Kapitell und Basis sowie in dem von Voluten durchdrungenen Bronzerelief.

Zusammen mit den insgesamt strengen, schlichten Formen verleihen diese Eigenschaften dem Grabmal einen spätklassizistischen Charakter. Aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung und wegen der Seltenheit dieses Grabmaltyps ist die Voraussetzung der Denkmaleigenschaft gegeben.

40. Das Grabmal His

Das Grabmal His, Alter Teil, Evangelisch, Birkenhain

 

Das Grabmal His zeigt ein Durchdringungs-Motiv von drei miteinander verbundenen Stelen, die eine quer-rechteckige Inschriftenplatte tragen. Die mittlere Stele ist breiter als die Äußeren und wird durch einen Kreuzaufsatz bekrönt.

Die Kopfzonen der Stelen enthalten drei reliefierte, schwarz konturierte Symbole, die mit der schwarzen Schrift auf der Querplatte korrespondieren. Die Symbole links und rechts nehmen vermutlich Bezug auf die Hauswappen der Familien His und Pfitzer; das Symbol der auf dem Buch hockenden Eule dürfte ein Sinnbild der Gelehrsamkeit sein und für den wissenschaftlichen Rang des Universitätsprofessors Dr. Rudolf His (1870-1938) stehen. Dieser hatte 1908 den Lehrstuhl für deutsche Rechtsgeschichte, Bürgerliches Recht und Handelsrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster übernommen, und dann mit seinem umfangreichen Werk über das Strafrecht im deutschen Mittelalter einen grundlegenden Beitrag zur Erforschung der deutschen Rechtsgeschichte geleistet.

Das Grabmal setzt sich vollständig aus eckigen, blockhaften Formen zusammen. Die glatte Oberfläche des Kalksteins sowie die nüchterne Farbkombination von Weiß und Schwarz unterstreichen die klare Architektur. Die Schlichtheit in Kombination mit seiner zurückhaltenden Dekoration verleiht dem Grabmal besonderen Wert und drückt das künstlerische Empfinden der späten 30er-Jahre aus. Es handelt sich um ein modernes Grabmal aus der Zeit um 1938 mit Anklängen an die Stilrichtung der neuen Sachlichkeit und Nachklängen von klassischen Vorbildern wie dem Stelenmotiv.

Als Vertreter eines modernen Stils repräsentiert das Grabmal His einen Typus, der auf dem Zentralfriedhof in dieser Ausgestaltung einmalig ist. Besonders aus künstlerischer Relevanz besitzt es Denkmalwert.

41. Das Grabmal Bispinck

Das Grabmal Bispinck, Alter Teil, Aegidii II

Das Grabmal Bispinck ist ein typischer Vertreter des späten Historismus. Sein Rundbogenaufsatz lässt  sich in das Jahr 1907 datieren und ist von Stil-Pluralismus romanischen beziehungsweise renaissancehaften Charakters geprägt. Ansonsten setzt sich das Grabmal aus zwei Bauteilen unterschiedlicher Datierung zusammen: Die Sockelstufen sind nachträglich ausgetauscht worden und stammen aus der Zeit nachbeerdigter Personen (1935 beziehungsweise 1970).

Das Grabmal ruht auf einem dreistufigen Sockel und es gliedert sich in einen Aufsatz mit zentraler, durch Säulen gerahmter Rundbogennische und eine Giebelzone mit Zwerchgiebel. Darauf wiederum erhebt sich ein kleiner, sockelähnlicher Aufbau mit vier Ecksäulchen, der ein Kreuz auf seinem Marmorsockel trägt. Der große Aufsatz mit Bogennische ist das Hauptteil. Seitlich wird die Nische von jeweils einer Säule gerahmt, deren Kelchkapitelle mit Eichblattwerk geschmückt sind.

Neben der Formensprache deuten die unterschiedlichen Schmuckelemente auf den historischen Stilansatz hin. Ebenso auffällig sind die ikonografischen Attribute des Grabmals: ein Marmormedaillon mit Marienbildnis zwischen Zwerchgiebel und Kranzgesims und ein kleines Flachrelief mit Palmblättern vorn am oberen Aufsatz.

Diese qualitätsvolle Kombination von Form- und Schmuckeigenschaften ist auf dem Zentralfriedhof bei keinem anderen Grabmal aus vergleichbarer Zeit zu finden. Es stellt einen gut erhaltenen Vertreter für den Neorenaissance-Grundtyp des Späthistorismus dar und hat besonders aus kunsthistorischen Gründen Denkmalwert.